Tuesday, 26 January 2021

Emanuel Geibel (1815-84): 'Ritter Frühling'

 



Ritter Frühling

 

Der Frühling ist ein starker Held,

Ein Ritter sondergleichen,

Die rote Ros’ im grünen Feld,

Das ist sein Wappen und Zeichen.

 

Sein Schwert von Sonnenglanze schwang

Er kühn und unermüdet,

Bis hell der silberne Panzer sprang,

Den sich der Winter geschmiedet.

 

Und nun mit triumphierendem Schall

Durchzieht er Land und Wogen;

Als Herold kommt die Nachtigall

Vor ihm dahergeflogen.

 

Und rings erschallt an jedes Herz

Sein Aufruf allerorten,

Und hüllt' es sich in dreifach Erz,

Es muß ihm öffnen die Pforten;

 

Es muß ihm öffnen die Pforten dicht,

Und darf sich nimmer entschuld’gen,

Und muß der Königin, die er verficht,

Der Königin Minne huld’gen.

 

 

Sir Spring

 

Sir Spring’s a knight of noble birth,

A hero without equal,

A rose of gules on field of vert

His coat of arms so regal.

 

He, bold and never tiring, swung

His sword with sunlight streaming

Till it the well-wrought armour wrung

From Winter’s frost still gleaming.

 

His cry now rings o’er land and dale,

Triumphant he advances;

His herald is the nightingale,

Whose song the world entrances.

 

Through hearts in the entire world

His cry resounds like thunder,

Though thrice in bronze securely furled,

Their doors must burst asunder;

 

All hearts their doors must open wide,

In vain is all denying,

To his liege lady they must bow,

And pledge her love undying.

 

 

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